Vielseitiges Long John mit erstklassigem Elektromotor

Das RAPID von Radkutsche scheint ein gewöhnliches Lastenrad der Kategorie Long John zu sein. Kleines Laufrad in der Front, längerer Radstand, belastbarer Rahmen. Und wenn wir die Namensgebungen mal wörtlich nehmen? Also „Radkutsche“ passt ja schon gut, weil Cargofläche und Ladevolumen bietet das Cargobike reichlich. Und „Rapid“? Eines steht fest: Der Sachs RS-Antrieb zählt zu den stärksten seiner Klasse! Dieses Rad bietet so einiges an Variabilität und Reserven, wonach es dem ersten Anschein nach vielleicht nicht unbedingt ausschaut.

Daten und Zahlen

Das einspurige Zweirad liegt aufgrund der Länge (ca. 2,70 m) und des komfortablen Stahlrahmens sehr satt auf der Straße und gleitet laufruhig dahin. Zusätzliche sorgen dafür auch der niedrige Schwerpunkt aufgrund der gesamten Geometrie, der niedrigen Verladehöhe des Cargobereichs und die Platzierung der Akkukäfige und Akkus unter der Ladefläche, mittig im Rad. Es bedarf meist einer gewissen Eingewöhnung bei den „Vorderladern“, aber nach nur kurzer Zeit habe ich die Stärken des Rades kennen und schätzen gelernt. Die Schwalbe Pick Up Bereifung fährt sich sehr gut und kommt mit den meisten alltäglichen Untergründen bestens zurecht. Urbane Fahrten über Asphalt, Schotter- und moderate Forstwege wurden im Test ausführlich gefahren.

Wie so häufig bei Rädern mit „Einheitsgröße“ wird der bestmögliche Kompromiss versucht zu finden, um ein breites Spektrum an Körpergrößen abzudecken. Persönlich bin ich von der Sitzposition begeistert. Diese würde ich als neutral-aufrecht bis leicht sportlich bezeichnen mit 1,80 m Körpergröße. Sie sorgt dafür, dass das Radl über den Lenker aktiver und kontrollierter in den Händen liegt. Ein gewichtiger Aspekt, um Lasten sicher transportieren zu können. Mitbewerber haben nicht selten eine "zu gemütliche", stärker nach hinten gerichtete Sitzposition, die in meinen Augen für ein Transportrad nicht als Grundlage dienen sollte.

Eine niedrige Einstiegs- oder Durchstiegshöhe von etwas über 40 cm ist äußerst angenehm und trägt nicht unwesentlich zum Gesamtkomfort bei.

Die RAPIDs unserer Testflotte haben verschiedene Ausstattungen. So auch die Bremsen. Tektro, aber auch Magura, beides Hersteller mit Vor- und Nachteilen. Meinungen zur Bremsanlage sind oft sehr subjektiv und lassen sich schwierig verallgemeinern. Beide Bremsen eint - vorausgesetzt diese sind bestmöglich eingestellt und ausgerichtet, dass sie das Fahrzeug sicher zum Stehen bringen. Entscheidend sind auch das Ansprechverhalten oder die Ergonomie der Bremshebel. Mir gefällt die Magura ein bisschen besser.
Bei der verbauten Lichtanlage gibt es auch eine Fernlicht-Funktion, die bequem mit dem linken Daumen erreicht werden kann. Abgerundet wird eine Rückleuchte mit sinnvollem Bremslicht. Das sorgt für eine hoffentlich erhöhte Wahrnehmung bei anderen Verkehrsteilnehmern.

Antrieb

Der Sachs RS mit seinem max. Drehmoment von über 110 Newtonmeter und einer Batterie mit über 800 Wattstunden, sind eine deutliche Ansage. Die ca. 45 kg Leergewicht + Ladung + Fahrer wollen natürlich bewegt werden. Und das gelingt auch wunderbar. Mittig im Lenker ist die Kontrolleinheit SIGMA EOX platziert und hat ein gut ablesbares Display mit allen notwendigen Parametern, die für den Nutzer relevant sein könnten. Gewählt werden kann aus vier verschiedenen Unterstützungsstufen, einer Schiebehilfe, Lichtsteuerung und Vielem mehr. Auffällig ist ein gewisser Nachlauf des Motors, wenn z. b. aufgehört wird zu trampeln oder die 25 km/h+ schnell erreicht worden sind. Gleichzeitig ist es diese Einstellung der Motorelektronik, die ein sanftes Ein- und Auskuppeln generiert, welches wiederum zum positiven Antriebs- und Fahrgefühl führt. Kaum ein anderer Motor konnte mir dieses Erlebnis im Vergleich bieten.
Unsere Testräder sind mit einer Shimano Deore 10-Gang Schaltung ausgestattet und bieten zusammen mit dem verwendeten 42-Zähne Ritzel am Tretlager in dieser Ausführung auch genug Bandbreite für alle Alltagssituationen. Die konventionelle Kettenschaltung zeigt auch hier, dass sie nicht einfach durch andere Antriebskonzepte ersetzt werden will und kann.

Besonderheiten und Details

Im Sinne der Nachhaltigkeit finden auch Aspekte wie Wartbarkeit und Selbsthilfe bewusst oder unbewusst Beachtung. Ausgenommen der Motor-Elektronik-Bereich, da es hier dann ein hohen Maß an Fachwissen und Fertigkeiten benötigt. Ansonsten werden keine Anbauteile, die zu speziell sind und nicht auch mit ein wenig Hintergrundwissen über Fahrräder, in Eigenregie gewartet oder repariert werden können.
Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte ich die generelle ästethische Betrachtung des Rades, weil der Markt der Lastenräder viele „moderne“, mit sich gegenseitig überbietenden Gestaltungskonzepten, parat hält. Sicher, immer um den Kunden Neues und Innovatives anbieten zu können. Aber warum jährlich "das Rad neu erfinden"? Die Radkutsche hingegen wirkt eher klassisch, konventionell. Dünne Stahlrohre, feine Streben. Der Grund scheint mir simpel. Es ist durchdacht konstruiert und wendet eben Materialien und Fertigungsverfahren an, die sich seit Jahrzehnten bewährt haben und so für ein hohes Maß an Qualität sorgen. Vielleicht büßt man „optisch“ ein wenig ein, wird es aber im Sinne der Haltbarkeit, Langlebigkeit und des Komforts vermutlich auf Dauer anders er-fahren und zu schätzen lernen.

Detailaufnahmen:

Top & Flop

Ob Lasten oder Personen, das RAPID kommt mit allerlei Transportfällen zurecht. Und das spielend einfach. Ermöglicht wird dies aus der Kombination eines durchdachten Rahmens, eines starken Elektroantriebs und den verschiedenen Möglichkeiten der Ladeflächen-Aufbauten. Nutzbar ist es als Familienrad mit Kindersitzen und Verdeck, mit einer offene Wanne (mit Abdeckmöglichkeit), mit blanker Ladefläche für Dienstleistungen aller Art (z. B. Handwerk, Gastronomie, Logistik, mobile Werkstatt) oder als reiner Transporter für Equipment von Freizeitaktivitäten.

Für jemanden ohne Abstellmöglichkeiten, im dicht gedrängten urbanen Wohnraum, wird die Radkutsche etwas zu groß sein zum Abstellen und Rangieren. Hier sind dann Modelle von YOONIT oder muli passender. Aber dennoch gibt zahlreiche Anwendungsfälle in denen ein Rapid-Konzept sehr nützlich und fast unschlagbar ist.

Das Zweirad aus Nehren (Württemberg) ist an vielen Stellen und Ebenen in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit sehr durchdacht. Das finde ich als Gesamtkonzept äußerst gelungen. Der Motor muss sich im Langzeittest noch beweisen, da dieser verhältnismäßig neu auf dem Markt ist.
Wer noch mehr Gewicht oder Ladefläche benötigt, weil der Transportfall nicht mit der Ladefläche des RAPIDs (und einer Option mit Anhänger wie Carla Cargo oder hinterher) zu bewerkstelligen ist, der kann sich beim großen Bruder MUSKETIER umsehen.

Wir freuen uns, mit den Produkten von Radkutsche zu einem sozialverträglicheren, emissionsfreieren und spaßigem Zweirad- und Straßenverkehr beitragen zu können.

Falls dich das RAPID neugierig gemacht hat, vereinbare gern heute einen spontanen Termin zum Test- und Probefahren. Pakumo bietet als Händler an, das Rad einen ganzen Tag lang kostenfrei zu nutzen!